Was ist TCR und warum mache ich das? Eine Erklärung gibt es hier. Fragen dazu bitte gerne in den Kommentaren oder auf anderen bekannten Wegen. Ich versuche, alle zu beantworten.
Und an dieser Stelle gibt es den TRACKING LINK DES TAGES
Hier finden sich die Blog Einträge der vergangenen Wochen, zum Nachlesen:
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TCR #44 Im Regen nach Trondheim
Donnerstag, 19. Juni. Trondheim. Endlich. Der erste große Norwegen-Abschnitt ist geschafft. Es war nicht leicht. In etwa vergleichbar mit dem ersten Teil meiner Fahrt durch Spanien bis Sevilla. Nur dass ich in Südspanien bestes Radwetter hatte und ich selbst noch frisch und ausgeruht war.

5000 Kilometer weiter auf meinem Weg schaut es anders aus. Ich mag gar nicht mehr auf die Wetterkarte schauen, denn das Wetter ist ohnehin wie es ist. Und, seit ich in Norwegen bin, schlecht. Bedeutet Höchsttemperaturen am Tag von ca. 10 Grad, Tiefstwerte bei 4 Grad. Dazu oft und lange Regen mit einigen kurzen Auflockerungen dazwischen. Wind meistens vom Nordwesten, schön auf mich zu. Und ich selbst alles Andere als frisch.

Das wird dann zwischendurch auch zur Last. Katie scheint einen Zementsack geladen zu haben. Ich mache dann Halt, suche mir einen von Wind und Regen geschützten Platz und esse und trinke etwas. Manchmal nicke ich dabei auch kurz ein. Sekundenschlaf. Zumindest während dem Fahren ist mir das noch nicht passiert.
Abseits der Schnellstraßen, die ich wegen des starken Verkehrs zu meiden versuche, ist zudem die Infrastruktur für die Versorgung mit Proviant dünn. So dünn, dass ich mich frage, wie sich die Menschen, die hier leben, versorgen. Leben die nur vom Fischen und Jagen? Cafés haben absurde Öffnungszeiten, die mich als Durchreisenden ratlos machen.

Die Landschaft ist schön, bei dem andauernden Regen schaut aber vieles gleich aus. Fernsicht habe ich selten, wenn es regnet schaue ich aber auch wenig ins Land, habe den Kopf meistens ein wenig nach unten, damit mir der Regen weniger stark ins Gesicht fäĺlt. Die Sonnenbrille trage ich als Regenschutz. Ich sehe meistens nur die Straße, einen Fluss und Wald. Dazwischen einige Holzhäuser und Schafe. Noch keinen Elch, obwohl es die hier überall geben soll.

Ungefähr alle 20, 30 Kilometer gibt es einen kleineren Ort. Wenn ich an einem Geschäft vorbeikomme, mache ich meistens Halt. Belohne mich mit einem Snack, Obst, ein frisches Getränk, heißen Kaffee – sofern es einen gibt. Ich kann schließlich immer nur wenig Essen und Trinken auf die weitere Fahrt mitnehmen. Sonst wird das Rad zu schwer.
Das entspricht nicht so ganz den Bildern, die man im Kopf hat, wenn man in Österreich sitzt und an Norwegen denkt. Bei Sonnenschein und gut 10 Grad höheren Temperaturen sähe es vielleicht auch anders aus, aber Konjunktive ändern die Situation nicht. Es ist wie es ist.

Vor mir liegen aber auch noch rund 2000 Kilometer zum Nordkap. Vielleicht wird es noch anders. Bis dahin muss ich mich mit den rauen Bedingungen arrangieren.
TCR #43 Forollhogna und doch noch nicht Trondheim
Mittwoch 18. Juni. Als ich am Morgen losfuhr, war ich noch sicher, dass ich am Nachmittag, spätestens am Abend in Trondheim sein würde. Meine Navi zeigte nämlich an, dass ich nur noch rund 10 Kilometer der Straße durch den Forollhogna Nationalpark folgen müsste. Etwa 300 Höhenmeter noch, dann wäre ich am Scheitelpunkt angelangt. Danach sollte es im Grunde nur nocb bergab gehen, ungefähr weitere 90 Kilometer nach Trondheim.

Beinahe hätte ich auch schon ein Zimmer in Trondheim gebucht. Es sollte sich als gut herausstellen dass ich das nicht gemacht hatte.
Nach einem Frühstück (Porridge und Kaffee, ein Vanillegebäck hatte ich auch noch) gjng es im Nationalpark weiter bergauf. Die Strecke war richtig schön. Etwas fürs Auge. Vorbei an einem Wasserfall, die immer noch mit Schneefeldern bedeckten Berge im Blick.
Meter um Meter schraubte ich mich höher. Nur noch 300 Höhenmeter. Eine Kleinigkeit.

Wenn ich bergauf fahre wird mir nicht kalt. Das ist ein Vorteil davon. Auch hier. Zwischendurch kam sogar die Sonne heraus, sodass ich – optimistisch wie meistens – sogar das Regenzeug auszog.

Doch dann, bei dem anscheinend letzten Haus auf dieser Seite der Berge, war die Straße plötzlich zu Ende.

Es führte nur noch ein schmaler Pfad weiter nach Norden, der kurz darauf richtig unwegsam wurde.

Meine Navi meinte zwar weiterhin, dass ich in Richtung der Berggipfel weiter sollte, doch mir war klar, dass das keinen Sinn hatte. Erst recht nicht, als wieder einmal eine Regenwolke von der anderen Seite angerauscht kam.
Ich musste umkehren. Es gab keinen Weg, auf dem ich mit Katie weiter nach Norden kommen hätte können. Ich musste abfahren bis Dalsbygta, der letzten kleinen Ortschaft, durch die ich bereits am Abend davor gekommen war.
Kurz ärgerte ich mich. Ich war in einer Sackgasse gelandet und hatte dabei etliche Stunden verloren. Wenn ich umkehren musste, würde ich es heute nicht mehr nach Trondheim schaffen.
Dann aber entschloss ich mich, den Planungsfehler nicht als Ärgernis zu sehen. Ich hatte zwar Zeit aufgewendet, dafür aber auch etwas Schönes erlebt. Und genau darum ging es doch bei meiner Reise. Es war völlig irrelevant, ob ich heute oder auch erst morgen in Trondheim ankomme. Ich fuhr schließlich nicht beim Transcontinental Race mit (das es – für die weniger Radsportinteressierten – tatsächlich gibt), sondern meinen eigenen Transcontinental Ride. Dessen Sinn war alles Andere als „das härteste Rennen der Welt“ (von denen es ebenfalls einige gibt) in möglichst kurzer Zeit zu finishen.
Mit dieser Einstellung fiel es mir viel leichter, nach Dalsbygta zurück zu fahren. Ich ließ mir bei der Abfahrt Zeit und machte noch einige Fotos. In diesen Nationalpark würde ich vermutlich nicht mehr kommen.

Viel bedauerlicher fand ich es, dass das Café in Dalsbygta, auf das ich mich gefreut hatte und in dem ich mich aufwärmen wollte geschlossen war. Das war wirklich schade.

Zumindest gab es im Ort ein Geschäft, einen Allerlei-Laden, in dem es Lebensmittel ebenso gab wie Kettensägen. Dort deckte ich mich für die Weiterfahrt mit Proviant ein und machte auch gleich Essenspause.
Danach sah ich mir frisch gestärkt an, wie ich nun weiterfahren könnte. Das war im Grunde gar nicht so schwer. Ich musste nur ein paar Kilometer weiter dem Vangrøfta folgen, dann würde ich auf die Straße Nummer 30 kommen, die über Røros nach Trondheim führt.
Nachdem ich wusste, was zu tun war, fuhr ich wieder weiter. Ich hatte keine Ahnung, wie weit es noch nach Trondheim wäre. Erst in Røros, wo wieder alle Cafès geschlossen waren, verriet mir das ein Straßenschild: Noch 154 Kilometer. Ich war also eine Extraschleife von ungefähr 70 Kilometern gefahren. Egal. Ich würde noch weiterfahren, bis ich müde wäre. Oder einen guten Platz zum Übernachten fände. Einen Wunsch hatte ich aber noch: nach zwei Tagen im Zelt bei nasskalten Bedingungen bitte wieder ein warmes Zimmer, eine ebensolche Dusche und ein weiches Bett.
18 Antworten zu “TCR – Bikepacking-Tour durch Europa”
Hallo Peter! Alles Gute zum Geburtstag und weiterhin toitoitoi🍀🍀🍀! Interessante Geschichten und tolle Fotos! Bin durch deine Storys auf die „Albrecht Routen“ gestoßen… Andre weiß noch gar nichts von seinem Glück…😅
herrschaftszeiten, man soll nicht schreiben, wenn man schläft: upd = ups und eine stein = einen stein : )
upd, da ist mein text wohl über eine stein gehüpft … natürlich „stories“!
hopala, da ist mein text über eine stein gehüpft … natürlich „stories“!
rock it, söm, coole stroies zu lesen und schöne fotos : )
Hallo Peter!
Gratulation zum ersten Abschnitt! Jetzt kannst du die Pyrenäen richtig genießen! Die werden dir richtig gut gefallen.
LG
Pino
Wenn ich meinen Bruder ergänzen darf, die Vorarlberger „Funkaküachle“ heißen in Extremadura „Hojuelas“ (sprich: ochuelas), was so viel wie Flocken bedeutet. So hat es mir meine Schwiegermutter erklärt.
Du machst das übrigens genial, ist ein richtiger Krimi!
Hallo Peter!
Ich sage jetzt einfach Mal Du zu Dir😉.
Also die siera del norte ist ja wirklich wieder einmal ein Traum🍀!
So ein fritiertes Süßgebäck heißt in Vorarlberg „Funkaküachle“, also Teig heraus gebacken, dann mit Staubzucker bedeckt. Ich selbst fahre seid 2 Jahren mit dem Garmin Vario Radar, das gibt mir wirklich spürbar Sicherheit bezüglich Verkehr von hinten kommend. Das Rücklicht selbst fahre ich immer im Automatik Modus (blinkend), damit reicht der Akku so ca.10 Stunden.
LG Simon Jäger
Aha es ist das Hotel San Jorge geworden 😉. Einfache erhoben schönen Abend. LG Simon
Lieber Peter!
Ich hab allergrößte Bewunderung für dein Vorhaben, aber bin auch gerade a bissl neidisch, dass du das in Angriff nehmen kannst. Ich hoffe, alles geht más o menos so wie geplant! Ich wünsche dir gute Beine, solide Technik und schönes Wetter und werde dein Ritt durch den Kontinent laufend verfolgen. Venga, vamos!
Viele liebe Grüße, Franz
A Wahnsinn – what a challenge!
Na da wünsch ich dir viel Zielstrebigkeit, robuste und strapazfähige Arschbacken, möglichst wenig Regen und knallige Sonne, und überhaupt!!
Alles Gute, do it well – you rock!!
ich werde deinen Blog mit Bewunderung verfolgen
Hallo Peter! Super tolle Bilder tolle Infos, Danke🍀!
Wie war der Affenberg? Bei dem Gewicht wäre es keine Schwäche zu schieben…😅😅😅. Selbst Christoph Strasser hat bei seinem ersten TCR ( für nicht Insider, das trans continental RACE😉), das Fahrrad kurz vor dem Ziel sehr steil abwärts (wegen absoluter Sturzgefahr) geschoben…😀Zitat: „Notfalls schiab i di Hitn bis ins Ziel“ weiterhin toitoitoi! Der Garmin livetracker ist genial, den teile ich auch immer wieder.😉. In Spanien abseits der Hauptrouten zu fahren ist sicher überhaupt kein Fehler, habe so einen mega Stress auch Mal kurz erlebt, so zur Stoßzeit…da ist die Triester Straße in Wien noch Urlaub dagegen…😀😅 LG Simon
Hallo Peter,
Alles Gute für dein Abenteuer.
Ich freue mich schon auf viele spannende Berichte und deine Eindrücke.
Liebe Grüße
Bernhard
Wahnsinn, echt Hut ab!
Da krieg ich ja schon Muskelkater, nur wenn ich dran denke 😄. Ich wünsch dir weiterhin ganz viel Spaß, tolle Erlebnisse, nette Begegnungen unterwegs und natürlich immer genug Luft in den Reifen! Pass gut auf dich auf und genieß das Abenteuer!
Ich bin von dem Vorhaben extrem beeindruckt. Ich wünsche gutes Gelingen und stramme Wadeln. Ich werde dem Blog interessiert folgen. Alles Gute
Wozu braucht man CO2 Kartuschen?
dear söm,
ich wünsche dir eine erlebnisreiche reise und viele interessante erfahrungen. wenn du wieder zurück bist und dich erholt hast, sollten wir uns endlich wieder mal treffen.
bis dahin werde ich gespannt deinem blog folgen.
alles gute und bis dann,
gerhard.
Guten Tag!
Hier spricht Simon Jäger, Bruder von Andreas Jäger 😉.
Bin schon sehr gespannt auf die Reuseupdates,🍀. Ich bin am trainieren für das RAA (Race across Austria) North-south 500 km. Start ist am 19 Juni. Heiser Tipp von mir bezüglich CO2 Kartuschen: die habe ich schon längst entsorgt… benutze jetzt ein Modell von topeak. https://www.amazon.de/gp/aw/d/B08BFB5R2C?psc=1&ref=ppx_pop_mob_b_asin_title
Passt sogar in den Rahmen vom Sattelrohr. Geht perfekt, auch fürs Mountainbike, alle Ventilarten und hat auch noch einen „Schlüssel“ in der abschraubbbaren Pastikabdeckung, um das Rennradradventil richtig fest zu schrauben. Liebe Grüße Simon