Cover of the Week #2


Thing (Thin White Rope)

Thin White Rope, das war was. Die Band aus Davis, Kalifornien rund um das Duo Guy Kyser und Roger Kunkel war in meinem Universum eine Zeitlang die so ziemlich beste Rockband. Und wenn die Welt eine gerechtere wäre, dann hätten Thin White Rope heute einen Ehrenplatz in der Rock’n’Roll Hall of Fame und Millionen Platten verkauft. Aber die 1980er waren ein seltsames Jahrzehnt. Michael Jacksons „Thriller“ (1982) verkaufte sich wie geschnitten Brot abartig oft – Schätzungen liegen zwischen 65 und 110 Millionen Mal. Grauenhafte Hair-Metal-Bands, billige Synth-Pop-Bands aus der Retorte und durch die Einführung der CD reanimierte 70er-Jahre-Schmonk-Rocker dominierten den Handel und die Charts.

Götter-Platten wie jene von Thin White Rope wurden dagegen sträflich missachtet. An mir lag es nicht. Ich hätte meinen Beitrag geleistet. Habe mir alle TWR-Platten gekauft, mich bei jedem Konzert ganz nach vorne in die erste Reihe gequetscht und auch am Merch-Stand immer kräftig zugeschlagen, während ich für Michael Jackson, Hair Metal & Co keinen müden Cent ausgegeben habe. Never ever. Ich schwöre.

Von 1984 an haben Thin White Rope eine Reihe von Platten herausgebracht, die eigentlich in keiner Sammlung fehlen sollten. 1991 ist das letzte Studioalbum „The Ruby Sea“ erschienen. Dann gab es noch eine Abschiedstournee, die auf dem Live-Album „The One That Got Away“ dokumentiert ist, und das war es dann. Guy Kyser hatte Anfang der 2000er noch eine Band (Mummydogs), von der es auch eine CD gibt, aber Thin White Rope waren Geschichte.

Viele haben seither versucht, die Band wiederzubeleben. Doch Kyser ist ein Sturschädel und will partout nicht. Auch wenn alte Fans wie ich um den halben Globus reisen würden, um seine Reibeisen-Stimme und das Gitarren-Duo Kyser/Kunkel noch einmal zu erleben. So bleiben die Erinnerungen und die alten Platten, die 2018/19, nachdem sie 30 Jahre lang praktisch nicht mehr erhältlich waren, noch einmal neu aufgelegt wurden. (Man findet sie noch im Frontier Records Bandcamp Store.)

Cover: Thin White Rope "Moonhead"
Thin White Rope „Moonhead“ Zum Anh?ren oder Kaufen auf das Cover klicken.

„Thing“, das Cover dieser Woche, ist vom zweiten Thin White Rope Album „Moonhead“ aus 1987. Und obwohl es, weil im Original fast von Guy Kyser alleine an der akustischen Gitarre vorgetragen, eigentlich ein Ausreißer im Bandkatalog ist, ein Stück zum Niederknien. Ein Kleinod mit einem vielschichtigen Text, der die Zerbrechlichkeit der Dinge beschreibt.

In der ersten Strophe geht es um um die Liebe.

The way the two of you were standing outside the door
I knew you’d reached the end of your dream
And when you walked into the room without your girl
You didn’t have to say a word to me

In der nächsten Strophe um das Glück, das sich nicht festhalten lässt.

When good times have you smiling I know you’re in there dying
Cause it’s just another good time gone

Und in der letzten Strophe des Songs – der aus 1987 stammt – wird vermutlich zum ersten Mal in der Geschichte der Rockmusik – der Klimawandel besungen.

They say the weather’s changing seasons are rearranging
Summer’s never been this long before

Cover of the Week #2; Thing (Thin White Rope)

The way the two of you were standing outside the door
I knew you’d reached the end of your dream
And when you walked into the room without your girl
You didn’t have to say a word to me

In the long lonesome summer many things will change
A lot of part time friends have moved along
When good times have you smiling I know you’re in there dying
Cause it’s just another good time gone

One of the times we got to work a little late
For drinking on a night too hot to sleep
You said you didn’t mind going on this way
As long as it was good enough for me

They say the weather’s changing seasons are rearranging
Summer’s never been this long before
Sometimes it makes me spin how things were so different then
But lately they aren’t different anymore