Lua (Bright Eyes)
Ich liebe diesen Song. Und kann mich noch genau daran erinnern, wie es war als ich ihn zum ersten Mal gehört habe. Es war Ende 2004. Meine Kinder waren gerade einmal 5 und 3 Jahre alt und ich hatte meine eigene kleine Band über den Jordan geschickt. Sie hatte sich von einem im Grunde anarchistischen Punkrock-Konzept, bei dem alles erlaubt war, in eine Richtung entwickelt hatte, mit der ich nichts mehr anfangen konnte. Und um mich selbst und alte Freundschaften damit nicht noch weiter zu belasten habe ich den Stecker gezogen.
Danach befand ich mich in einem Zustand zwischen total unglücklich und rundheraus erleichtert. Die Band nach mehr als 15 verrückten Jahren zu killen war mir nicht leicht gefallen. Und „killen“ trifft es ganz gut, denn auf eine gewisse Weise war es wirklich wie ein Todesfall. Aber auch ein Todesfall eines schon seit längerem kranken Patienten, der nur noch an der Herz-Lungen-Maschine gehangen war und für den das Ende eine Erlösung war.
Und dann kam dieser Song im Radio. Ein kleines, unaufgeregtes Lied, eine zerbrechliche Stimme, dazu eine akustische Gitarre, deren Töne zerbröseln zu schienen: „Lua“ von den Bright Eyes – zu finden auch auf dem Album „I’m Wide Awake, It’s Morning“ aus 2005.

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Ich nehme an, dass Connor Oberst, der Kopf der Bright Eyes, ein Mädchen mit dem Namen Lua kannte. Ihr Name kommt im Song nicht vor, aber warum sollte der Song sonst so heißen? Doch im Grunde ist das auch egal. Im Text geht es um verschiedene Menschen, ein Paar das sich irgendwie durchs Leben raufen. Sie crashen Partys, sind dann wieder alleine, treffen wieder aufeinander und kämpfen gegen ihre Probleme, Sucht, Einsamkeit und Depressionen an.
Einige Zeilen daraus blieben sofort hängen:
„When everything is lonely, I can be my own best friend
I get a coffee and a paper, have my own conversations“
„It’s not something I would recommend
But it is one way to live“
Jahre später. Anfang 2020. Die Welt schien noch in Ordnung. Das Corona-Virus war eine Krankheit irgendwo im fernen China, mit der ich mich nicht wirklich beschäftigen musste. Viel interessanter fand ich, dass Conner Oberst seine Bright Eyes wieder zusammengetrommelt, eine neue Platte aufgenommen und eine Tour angesetzt hatte, die sie im Sommer 2020 für ein Open Air Konzert in die Wiener Arena führen sollte. In freudiger Erwartung kaufte ich Tickets dafür.
Und dann kam die Pandemie. Die Welt verfiel in eine eigenartige Stille. Geschäfte, Lokale, Konzerthallen wurden geschlossen. Quarantänen und Lockdowns wurden verhängt, Sport- und Kulturveranstaltungen gestrichen. Das Bright Eyes Konzert wurde abgesagt, verschoben in eine ungewisse Zukunft. Genauso wie alle anderen Shows und sonstige Veranstaltungen. Es gab Reiseverbote und selbst Treffen mit engen Verwandten und lieben Freunden waren nur noch via Zoom möglich.
Schließlich hatte ich genug von Lockdown und der andauernden Stille. Wenn es keine Konzerte gab, dann musste ich eben wieder selbst Musik machen. Ich schaffte mir in einem kleinen Kellerraum meines Hauses Platz, holte meine akustische Gitarre hervor und begann wieder zu spielen. Und der erste Song, den ich spielte, war „Lua“. Jenes zerbrechliche, kleine Stück voll Einsamkeit und Weltschmerz.
Es gäbe also keinen besseren Song, um mein „Cover of the Week“ Projekt zu starten. Hier ist meine Version, aufgenommen live und ohne jegliche Overdubs. Das Knistern im Hintergrund stammt von einer alten Rolling Stones Platte. Ich fand, dass das Feeling des Songs dadurch gut ergänzt wird.
I know that it is freezing but I think we have to walk
I keep waving at the taxis, they keep turning their lights off
But Julie knows a party at some actor’s west side loft
Supplies are endless in the evening, by the morning they’ll be gone
When everything is lonely, I can be my own best friend
I get a coffee and a paper, have my own conversations
With the sidewalk and the pigeons, and my window reflection
The mask I polish in the evening, by the morning looks like shit
And I know you have a heavy heart
I can feel it when we kiss
So many men stronger than me
Have thrown their backs out trying to lift it
But me, I’m not a gamble
You can count on me to split
The love I sell you in the evening
By the morning won’t exist
You’re looking skinny like a model, with your eyes all painted black
Just keep going to the bathroom, always say you’ll be right back
Well, it takes one to know one, kid, I think you got it bad
But what’s so easy in the evening, by the morning’s such a drag
I got a flask inside my pocket, we can share it on the train
And if you promise to stay conscious, I will try and do the same
Well, we might die from medication, but we sure killed all the pain
What was normal in the evening, by the morning seems insane
And I’m not sure what the trouble was
That started all of this
The reasons all have run away
But the feeling never did
It’s not something I would recommend
But it is one way to live
‚Cause what is simple in the moonlight
By the morning never is
It was so simple in the moonlight
Now it’s so complicated
It was so simple in the moonlight
So simple in the moonlight
So simple in the moonlight