Cover of the Week #7


Lost Cause (Beck)

1995 war die Party eigentlich schon vorüber. Ich war 27 – für Rock’n’Roller ein sehr gefährliches Alter. Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Brian Jones, Kurt Cobain und Amy Winehouse hatten der Welt mit 27 adieu gesagt. Für mich war es Zeit, meinen Scheiß auf Reihe zu bekommen. Plötzlich ging alles schnell. Vom Studentenheim in die eigene Wohnung. Rein in eine fixe Beziehung. Und in den 40+ Stunden-Job. Cut your hair and get a job…

Drei Jahre zuvor hatten Sonic Youth die Video-Doku „1991, The Year That Punk Broke“ herausgebracht. Im Film wird die Europa-Festival-Tournee von Sonic Youth dokumentiert, bei der sie immer wieder mit Nirvana, Dinosaur Jr., den Babes in Toyland und zwischendurch mit den Ramones am Programm waren. Die Doku ist irgendwie in Vergessenheit geraten, obwohl sie bei dem andauernden Grunge-Revival und den vielen Kids, die in Nirvana-T-Shirts herumrennen eigentlich auch jeder gesehen haben sollte. Irgendwo im Keller habe ich noch eine VHS-Kassette davon. Nur wer hat schon noch einen Videorecorder, um die abzuspielen?

Anyway. Die Doku zeigt eine Welt, die es längst nicht mehr gibt. Sonic Youth, Nirvana, Dinosaur Jr., Ramones – nur Dinosaur Jr. haben es irgendwie geschafft, bis heute durchzuhalten – mit einer sehr langen Pause zwischendurch. Und eine Welt, die es auch nur ganz kurz gab. Denn 1991, da passierte „Nevermind„. Und plötzlich war „Smells Like Teen Spirit“ Nummer 1 in den Charts. Die Bands in dem Video, zuvor Club-Acts, waren die auf einmal Headliner auf der Main Stage. Punk hatte den Durchbruch geschafft. Als das Video 1992 herauskam, da war sein Titel auch so zu verstehen. Dann kam aber alles ganz anders.

Punk ist zerbrochen an dem was 1991 geschehen ist. Die Musikindustrie hat sich wie wild auf die Acts gestürzt, zweit- dritt- und viertklassigen Möchtegern-Punks Igelfrisuren verpasst, den Grungern aus Seattle und anderswo in der Welt das weiße aus den Augen genommen und die Vermarktungs-Maschine loslaufen lassen. Das Geld hatte gewonnen. Ich habe das 1993 erschienene „Loser“ von Beck auch immer dahingehend interpretiert. Obwohl das sicher kompletter Quatsch ist. Jedenfalls kam dann Anfang April 1994 die Todesmeldung von Curt Cobain. Irgendwie war sein Selbstmord kaum überraschend. Nach allem, was man zuvor schon gehört hatte. Ãœberdosis, Selbstzerstörung, der Song „I Hate Myself And I Wanna Die“, ….

Dann war jedenfalls mal komplett die Luft raus. Es dauerte eine Weile, bis alle wieder Luft geholt und einem Weg gefunden hatten, irgendwie weiter zu machen. Sonic Youth hatten sich in eine experimentelle Phase geflüchtet. Dinosaur Jr. bestand nur noch aus J. Mascis. Aus den Trümmern von Nirvana gab es eine neue Band des Schlagzeugers – die Foo Fighters.

Fast unvorstellbar, dass es im Sommer 1995 in Ebensee in Oberösterreich am Holzstock-Festival zu einem besonderen Grunger-„Klassentreffen“ kam. Am 2. September 1995 traten dort Beck, Foo Fighters, Melvins, Babes in Toyland und die heimischen Acts Texta, Kurort und Orange Baboons auf.

Headliner war Beck und er knallte ein sensationelles Set hin – allerdings war das Publikum nach dem langen Konzerttag, dem energiegeladenen Foo Fighters Gig und einem Stoner/Drone-Rock Set der Melvins schon so mitgenommen, dass nur noch wenige richtig in Party-Laune waren, als Beck dann sein Bühnenfeuerwerk zündete. Wer bis dahin gedacht hatte, Beck, das ist nur ein „Loser“, ein One-Hit-Wonder, der wurde eines besseren belehrt.

Der gute Mann hat seither kaum etwas ausgelassen, dabei immer wieder Top Alben abgeliefert. Und ist live ein großartiger Entertainer.

Immer wieder gerne höre ich „Sea Change“, das jetzt auch schon wieder über 20 Jahre auf dem Buckel hat. Und von der 2002 erschienenen Platte ist Lost Cause, das Cover dieser Woche. Nein, nicht das „Lost Cause“ von Billie Eilish. Das von Beck. Der „Scheidungssong“.

„Deine traurigen Augen treffen mich ins Mark. Sie machen es schwer, dich zu verlassen. Aber du bist ein hoffnungsloser Fall. Ich habe es satt, für einen hoffnungslosen Fall zu kümpfen.“

Hier zuerst das Original von Beck, dann meine Coverversion:

Cover of The Week #7: Lost Cause (Beck)

Your sorry eyes, they cut through bone
Make it hard to leave you alone
Leave you here wearing your wounds
Waving your guns at somebody new

Baby, you’re lost
Baby, you’re lost
Baby, you’re a lost cause

There’s too many people you used to know
They see you coming, they see you go
They know your secrets, and you know theirs
This town is crazy, but nobody cares

Baby, you’re lost
Baby, you’re lost
Baby, you’re a lost cause

I’m tired of fightin‘
I’m tired of fightin‘
Fighting for a lost cause

There’s a place where you are goin‘
You ain’t never been before
There’s no one laughing at your back now
No one standing at your door
Is that what you thought love was for?

Baby, you’re lost
Baby, you’re lost
Baby, you’re a lost cause

I’m tired of fightin‘
I’m tired of fightin‘
Fighting for a lost cause


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