Sweat. | Sport


Seit meiner Jugend begleiten mich Fahrräder durch das Leben. Sie haben mir die Welt eröffnet. Mich an Orte gebracht, an die ich sonst niemals gekommen wäre. Viele schöne Erlebnisse und gute Freundschaften sind mit ihnen verbunden.

Gelegentlich stoße ich auf Unverständnis, wenn ich von meinen sportlichen Ambitionen und den weiteren Plänen erzähle. Pläne, die jedes Jahr größere Dimensionen annehmen, immer weiter reichen und stets noch ein Stück herausfordernder werden. Ich höre dann Fragen wie „Warum machst du das?“ oder „Das soll ein Vergnügen mehr sein?“ Die Antwort darauf gab ich in einem Text für das Magazin der In Velo Veritas, der Klassik-Sternfahrt im Weinviertel:

Radonneur

Leidenschaft. Ein treffenderes Wort gibt es für das Rennradfahren nicht. Es schafft Leiden, wenn ich an einem schönen Tag am Schreibtisch sitzen muss statt mit der Sonne auf der Nase und dem Fahrtwind um die Ohren durch die Landschaft rollen kann. Es schafft Leiden, wenn ich mich nach vielen Kilometern im durchgeschwitzten Trikot einen x-ten Anstieg hochkämpfe. Wenn ich an einem heißen Sommertag überhitzt und durstig versuche, einen letzten Wassertropfen aus der schon länger leeren Trinkflasche zu saugen. Wenn sich Kälte, Regen und Wind erbarmungslos von allen Seiten auf mich stürzen sind und die Finger klamm werden, sodass es fast unmöglich wird, die Bremsen oder die Schaltung zu bedienen.

Kann so eine Leidenschaft auch Passion sein? Sie kann. Endorphin, Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Phenetylamin und Oxytocin lassen Hunger, Durst und Anstrengungen vergessen. Die Glückshormone nehmen Distanzen und Höhenprofilen, die meine Familie, Freunde und Bekannte an meinem Verstand zweifeln lassen und mir das Prädikat „Spinner“ umgehängt haben ihren Schrecken. Ich kann damit leben. Weil die „Nicht-Spinner“ und Gelegenheitsradler nicht ahnen, wie erfüllend es sein kann, einen ganzen Tag lang – oder auch mehrere Tage hintereinander – einfach nur zu fahren, mit der eigenen Muskelkraft als Antrieb, dem Weg als Ziel.